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Von links nach rechts: Matthias Günther (Technischer Direktor), Charlotte Bristot (Leitung Kommunikation und Marketing), Christian Illgen (Künstlerischer Betriebsdirektor und Chefdisponent), Iris Dönicke (Geschäftsführende Direktorin), Dirk Neumann (Ballettdirektor), Stephan Märki (Intendant und Operndirektor), Jasmina Hadžiahmetović (Oberspielleiterin Musiktheater), Ruth Heynen (Schauspieldirektorin), Alexander Merzyn (Generalmusikdirektor)
Zeit, dass wir uns Ihnen endlich vorstellen dürfen. Zeigen, was wir vorhaben und wofür wir stehen – in dieser überaus merkwürdigen Zeit, in der nichts unwichtiger scheint als Theater. Die zugleich zeigt, wie wichtig es ist, sich miteinander über einander zu verständigen. Was Theater tut.
Theater ist das Gegenteil von Distanz. Es lebt von Nähe. Sein Wesen ist die Gemeinsamkeit – mit dem Publikum, mit den Menschen: Augenkontakt, Körpersprache, Berührungen, die Interaktion.
Jetzt darf und muss Theater tun, was sein Kern ist: das Paradox leben. Gegensätze und Widersprüche fruchtbar machen und, in diesem Falle, Intimität in der Distanz herstellen. Es ist eines der wichtigsten Rituale des Theaters – verabredetes Als-Ob: spielerisch, also gefahrlos, mit Mitteln des Theaters Extremsituationen menschlichen Handelns zur Diskussion zu stellen.
Zwar gibt es keine Verlässlichkeit mit Unbekanntem, alles wird anders bleiben. Wir halten es dabei aber mit dem barocken satirischen Dichter Friedrich von Logau: „In Gefahr und großer Not bringt der Mittelweg den Tod.“ Wir wollen uns mit allen Einschränkungen künstlerisch und organisational weiterentwickeln, wollen lustvoll und gestärkt aus der Situation hervorgehen. Weil unser Theater große gesellschaftliche Bedeutung hat; weil wir Mut machen können und Angst rauben. Weil wir das Theater als öffentlichen politischen Raum bewahren wollen; weil es für jene Offenheit steht, die im politischen Diskurs immer häufiger – und seit Corona umso unverschämter – angegriffen wird. Weil es als öffentliche, politische und künstlerische Institution die Verantwortung dafür hat, Heterogenität und Freimut, Weltoffenheit und Neugierde zu fördern und zu fordern, ohne didaktisch oder ideologisch zu sein.
Wir sind ein Team aus seit vielen Jahren leidenschaftlich mit ihrem Haus verbundenen und neuen Verantwortlichen für das Staatstheater Cottbus. Wir freuen uns auf Suche, Erprobung, Austausch, Widerspruch, Applaus – und darauf, Ihnen endlich (wieder) live zu begegnen.
Die Pandemie ist dabei zur Ko-Autorin unserer Pläne geworden und hat doppelt gezeigt, wie wichtig Grenzenlosigkeit für unser Selbstverständnis geworden ist. Die Lausitz steht hierfür exemplarisch: Sie existiert jenseits unserer Grenzen, ist ein Melting Pot verschiedener Sprachen, Kulturen und Herkünfte, ein europäisches Labor. Schon sehr lange. Die deutsche Einheit hat Europa wieder geöffnet und war eine mehrfache Grenzüberwindung, nicht bloß eine innerdeutsche. 40 Jahre Trennung haben die beiden deutschen Staaten geprägt und allseits ihren Tribut gefordert; mit Reibungsverlusten, mit Konflikten und mit Gewinn an all dem. Diesen Veränderungen haben wir in unserem Spielplan Raum gegeben. Wir möchten zeigen, dass unabhängig von der Sprache der Klang der Bühne ein grenzenloser ist, der durch jedes offene Ohr zu jedem offenen Herzen dringen kann. Jenseits aller Einschränkungen steht dieses Programm für unsere Anstrengungen, das Haus in den nächsten Jahren mit der Stadt und der Lausitz über die uns begegnenden Grenzen hinweg in die Zukunft zu führen. Und das Theater zu feiern als Ort der Freiheit.
Seien Sie herzlich willkommen!
Ihr
Stephan Märki
Intendant des Staatstheaters Cottbus