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Mit 20 Premieren, davon 5 Uraufführungen, 8 Philharmonischen Konzerten, einer neuen Schauspieldirektion und 3 neuen Schauspieler*innen, mit Sonderformaten und -konzerten sowie zahlreichen Gastspielen startet das Staatstheater Cottbus endlich wieder in eine Spielzeit, in der nicht mit Einschränkungen zu rechnen ist. Ohne Einschränkungen heißt vor allem, dass sich Kunstschaffende und Publikum, Gewerke und Theaterbegeisterte auf, vor und hinter den Bühnen wieder nahe sein dürfen. Daher widmet sich das Staatstheater in dieser Saison dem Begriff „Nähe“ und beleuchtet diesen in Stücken und Formaten in immer anderen Facetten und Formen.
So ist bereits das Spielzeitheft dem Gedanken der Nähe verpflichtet: Die Fotostrecken im Heft zeigen Momente, in denen die Wahrheit nicht in der Darstellung, sondern in der Abbildung liegt, und gewähren einen künstlerischen Blick „Hinter die Kulissen“ – dort, wo das Publikum eigentlich nicht dabei ist, im Moment vor oder nach der Herstellung, oder aus Blickwinkeln, die es sonst nicht hat. Dabei sind die Cottbuser*innen in dieser Saison auch aktiv aufgefordert, mit dem Theater in Kontakt zu treten: Ein in der neuen Spielzeit vor dem Großen Haus platzierter Fotoautomat lädt Besucher*innen und Vorbeigehende als modernes Gästebuch ein, Impressionen festzuhalten, Botschaften an das Theater zu hinterlassen, selber kreativ zu werden und zu zeigen, was die Cottbuser*innen sich von ihrem Staatstheater erwarten.
Auch in der Kunst sind Nähe und Austausch großgeschrieben. Der neue Co-Schauspieldirektor Armin Petras eröffnet in Kooperation mit dem Lausitz Festival die Saison 22.23 im Großen Haus und begibt sich mit IM BERG nach dem gleichnamigen Roman von Franz Fühmann auf Spurensuche ins Mansfelder Land mit seiner verschwundenen Arbeit und abgebaggerten Landschaften. Die Musik für die spartenübergreifende Uraufführung von Schauspiel und Musiktheater wurde von Thomas Kürstner und Sebastian Vogel komponiert.
Ebenfalls auf regionaler Spurensuche, in geografischer und zeitlicher Nähe, ist das Schauspiel unter der neuen Leitung von Franziska Benack, Philipp Rosendahl und Armin Petras mit den Romanen RAUMFAHRER von Lukas Rietzschel und KAIROS von Jenny Erpenbeck unterwegs. Die den Produktionen zugrundeliegenden Romane sind vor nicht einmal zwei Jahren erschienen und werden in Cottbus erstmals für die Theaterbühne adaptiert und zur Uraufführung gebracht. Beide handeln von Menschen,
die sich im Strudel der deutsch-deutschen Geschichte mal verlieren und zu schwerelosen Raumfahrern ohne Halt und Boden werden, mal sich an den Grenzen der Liebe im Grenzgebiet der DDR abarbeiten. Die erste Produktion der neuen Leitung im Großen Haus wiederum ist eine der beliebtesten Komödien überhaupt: DER NACKTE WAHNSINN ist Theater über Theater und eine Hommage ans Scheitern mit Humor – und bringt uns damit im gemeinsamen Lachen einander näher. Darin bildet sich nicht nur die Liebe zum Theater, sondern auch eine wachsende Sehnsucht nach Heiterkeit und Leichtigkeit ab.
Auch zwischen den Sparten sucht das Staatstheater Nähe, zahlreiche Produktionen ziehen Verbindungslinien zwischen großen Stoffen und beliebten Klassikern. Mit ROMEO UND JULIA und TRISTAN UND ISOLDE präsentieren Schauspiel und Musiktheater zwei große Liebesgeschichten. Die Sehnsucht nach absoluter Verschmelzung mit dem anderen, nach einer Erlösung in der Liebe, die letztlich nur der Tod bringen kann, lässt Richard Wagner in seiner Oper aller Opern für das Publikum musikdramatisch wirklich werden. Intendant Stephan Märki inszeniert diesen zeitlosen Stoff in einem Bühnenbild des renommierten Künstlers Philipp Fürhofer und in Weltklasse-Besetzung mit Catherine Forster als Isolde und Bryan Register als Tristan. Co-Schauspieldirektor und Hausregisseur Philipp Rosendahl wiederum zeigt mit dem Klassiker von William Shakespeare eine Geschichte über zwei junge Liebende, die an Hass und Missgunst zugrunde gehen.
In Mozarts ZAUBERFLÖTE verhandelt Regisseur Tomo Sugao, der nach „Król Roger“ in der Saison 21.22 bereits die zweite Inszenierung am Haus präsentiert, die eigentümlichen Verschränkungen verschiedener Lebensalter und Wege, während Tschaikowskis NUSSKNACKER als Ballettmärchen für die ganze Familie alle Generationen begeistern möchte. Der Choreograf Giorgio Madia stellt nach „Chopin imaginaire“ und „Harlekin“ mit dieser Produktion erneut sein Talent für bilderreiche Erzählungen unter Beweis. Bunt und lustvoll nähert sich der Ballettabend FREDDIE mit einer Choreografie von James Sutherland der großen Rock-Ikone Freddie Mercury und fragt nach dem Menschen hinter der Maske. Wiederum im Schauspiel bringen DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER und EQUUS dem Publikum die tragischen Schicksale junger Menschen nahe, die in ihrer jeweiligen Gesellschaft weder Platz noch Gefallen finden. In der Oper LA BOHÈME in der Regie von Claudia Meyer, die nach „L’Orfeo“ erneut zu Gast am Haus ist, genießen vier mittellose Künstler das Leben trotz allem – bis die harte Wirklichkeit finanzieller Verhältnisse die Feier der Jugend beendet. VOM NEUEN. IM HIER UND JETZT träumt ein Ballettabend mit Meisterchoreografien von Ihsan Rustem und Nils Christe, die um spirituelle und künstlerische Ausnahmemomente der menschlichen Existenz kreisen. In Cottbus wurde Nils Christe zuletzt gefeiert für seine spektakuläre Choreografie in „Straw!nsky“. Mit ANNA KARENINA zeigt das Schauspiel nicht nur ein großes Gesellschaftspanorama eines so nicht mehr existierenden Russlands, sondern auch ein Stück über das Scheitern an Konventionen und eigenen Ansprüchen, über Lust am Scheitern und leidenschaftlichem Leben sowie eine Versuchsanordnung zur Empathie, die zwischen Publikum und Ensemble entstehen kann.
Im Konzert stricken GMD Alexander Merzyn und das Philharmonische Orchester um mehrere Werke des Spielzeitkomponisten György Ligeti, der 2023 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, ein europäisches Netz künstlerischer Nähe zwischen avancierten Komponist*innen wie dem Ungarn Béla Bartók und dem Dänen Rued Langgard, die jeder auf seine Weise Inspiration aus der Kultur und Landschaft ihrer Heimatländer schöpften. Zudem steht in dieser Saison auf dem Programm, was uns alle unmittelbar umgibt: die Natur als Lebensraum, als Raum der Kunst, Idyll und nostalgischer Erinnerungsort. „Natur“ ist denn auch das Spielzeitthema dieser Sparte. Mit Beethovens PASTORALE und der PASTORAL SYMPHONY des Australiers Brett Dean bietet das Philharmonische Orchester zwei unterschiedliche Perspektiven auf die Schönheit der Natur – die eine genießend, die andere getragen von der Trauer um die allgegenwärtige Zerstörung unseres Planeten, das Verstummen so vieler Arten und Stimmen. Mit einem Auftragswerk des französischen Komponisten Allain Gaussin setzt das Orchester seine Uraufführungstradition fort und träumt sich mit Klängen aus dem fernen All hinaus in unendliche Weltenräume. Wichtige Solist*innen der Saison sind der berühmte Violinist Michael Barenboim, der Pianist Martin Helmchen und der Cellist Daniel Müller-Schott.
Mit Anna Skryleva steht im 7. PHILHARMIONISCHEN KONZERT erstmals seit längerer Zeit wieder eine namhafte Dirigentin am Pult. Vier weitere Konzerte leitet GMD Alexander Merzyn und vertieft den Schwerpunkt des Orchesters mit Werken von Wagner, Mahler und Bruckner. Aber auch Raritäten und Klassiker von Bártok und Ligeti, Langaard und Mozart erklingen.
Auch in zahlreichen Sonderformaten und anderen Angeboten wird Nähe großgeschrieben: in der Oper für Kinder GOLD!, beim THEATERJUGENDCLUB, den beliebten MINI- und MUCKI-KONZERTEN, im BÜRGERSPRECHCHOR oder in den Konzerten der SINGAKADEMIE, die Laien und Profis künstlerisch zusammenbringen. Das gilt auch für das Besondere Format JUKEBOX, wo Schauspieler*innen Musikwünsche des Publikums erfüllen. In Offenen Proben, in offiziellen Nachgesprächen und inoffiziellen Kantinengesprächen wird das Theater endlich wieder zu einem lebendigen Ort der Begegnung. Da man sich auch im Chor wieder nahe stehen kann, führt die Singakademie Cottbus e.V. neben anderen Programmen endlich das pandemiebedingt mehrfach verschobene große BRAHMS-REQUIEM auf. Bei der Walzernacht auf dem Cottbuser Altmarkt darf zum Ende der Saison wieder dicht an dicht getanzt werden. Mit NAHAUFNAHMEN begibt sich das Schauspielensemble in Bars, Restaurants, Wohnzimmer und an öffentliche Plätze der Stadt. Erstmals bündeln Piccolo und Staatstheater ihre Kompetenzen und schnüren ein musikalisch-tänzerisches Paket für Kinder ab 5 Jahren in der Koproduktion DAS KATZENHAUS. Last but not least setzt das Staatstheater die Brandenburgischen Gespräche fort, die Jörg Thadeusz in der vergangenen Spielzeit jeweils vor vollem Haus geführt hat.
Auch in wichtigen Großereignissen des Theaterjahres sucht das Staatstheater die Nähe zur Stadt Cottbus und ihrer Geschichte. So findet im November im 25. Jubiläumsjahr die große Preisverleihung der Max Grünebaum-Stiftung statt. Zum Eröffnungswochenende wird bereits im August mit einem THEATER-STADT-FEST geladen. Ein buntes Programm verbindet hier Schillerplatz, Großes Haus und Kammerbühne, Innenstadt und Branitzer Park. Mit nächtlicher Party, kleinen szenischen Ausschnitten in der Kantine, großer Oper auf der Bühne und dem traditionellen Open-Air-Konzert des Philharmonischen Orchesters in Branitz ist an zwei hoffentlich schönen Spätsommertagen für jede*n etwas dabei.
Presseinformation, 27. Apr. 2022