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Eine Diebskomödie von Gerhart Hauptmann in einer Bearbeitung von Armin Petras
Hausregisseur und -autor Petras, ab der Spielzeit 2022/23 Teil des künstlerischen Leitungsteams des Cottbuser Schauspiels, hat Hauptmanns Stück behutsam bearbeitet und setzt mit dem gesamten Schauspielensemble auf die Kraft guten Humors in Zeiten von Katastrophen. Hauptmanns Humor ist politisch. Aus dem Konflikt der Entfremdung von Stadt und Land, von Menschen und Ideologie gelang ihm mit „Der Biberpelz“ eine deutsche Komödie, weil er genau zuhören konnte, ohne es besser wissen zu wollen.
Bei Hauptmann ist Erkner bei Berlin, der Großstadt inmitten von Sümpfen und Kiefernwäldern, der Schauplatz für die Geschichte der Fallen stellenden, Holz stehlenden, Witz und Verstand einkochenden Waschfrau Mutter Wolffen. Bühnenbildner Alexander Wolf hat einen Raum geschaffen, der das Geschehen auch lokal verortet: ein Original-Spreewaldkahn findet hier genauso Platz wie ein abgeholzter Birkenwald. Der Musiker Philipp Weber leiht dabei mit Gitarre und Gesang der verloren gegangenen Natur seine Stimme. Ergänzt wird die Inszenierung außerdem durch Filmsequenzen, die in Cottbus und Umgebung gedreht wurden.
Die Figuren seines in den 1890er Jahren entstandenen Stücks musste Gerhart Hauptmann nicht erfinden: Mit seiner Frau Mary war der junge Dichter nach Erkner gezogen und hatte sich in der Villa eines zu Geld gekommenen ehemaligen Handwerkers eingemietet. Als Rentier Krüger taucht dieser im „Biberpelz“ auf, ein Eigenbrötler mit Vermögen, dem nicht nur eine Fuhre Holz, sondern auch ein wertvoller Biberpelzmantel abhandenkommt. Auch Mutter Wolffen zeichnete Hauptmann nach realen Vorbildern. Sie versucht, ihren ausgebrannten Mann, zwei Teenager und sich selbst mit allen Mitteln durchzubringen und „besorgt“ sich, was sie braucht. Ihr gegenüber steht der Amtsvorsteher Wehrhahn, der sich in politischem Eifer verliert. Der Fall des gestohlenen Biberpelzes ist nicht schwer zu lösen, aber Wehrhahn hat anderes im Sinn: Er übersieht das Offensichtliche, weil er auf der Suche nach Feinden des kaiserlichen Staats ist.
Armin Petras fasziniert Hauptmanns Methode, im Dialekt und der Sprache der einfachen Leute die großen Fragen zu stellen. Er gibt den kleinen Rollen Gewicht und schreibt sogar noch weitere in das Hauptmannsche Panorama ein, auch inspiriert durch die Defa-Verfilmung von Erich Engel aus den 50er Jahren.
Mit dem „Biberpelz“ in Cottbus kommt ein Stück Brandenburger Weltliteratur nach Hause: melancholisch, humorvoll und emotional erzählt vom gesamten Schauspielensemble des Theaters und Julischka Eichel sowie Horst Kotterba als Gästen.
Premiere: Samstag, 22. Januar 2022, 19.30 Uhr, Großes Haus