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DIE RÄUBER

Nach dem deutschen Erstlingsdrama von Friedrich Schiller

Das Staatstheater Cottbus eröffnet am Samstag, 16. September 2023, 19.30 Uhr, Großes Haus, mit „Die Räuber“ nach dem deutschen Erstlingsdrama von Friedrich Schiller in einer Fassung der Regisseurin Pia Richter den Premierenreigen der Spielzeit 23.24. In der Schauspielproduktion zitiert das Bühnenbild von Julia Nussbaumer Elemente der prächtigen Fassade des Staatstheaters als Stoff-Attrappen. Sie markieren ein Spielfeld aus Trümmern, auf dem fünf Figuren das kulturelle Erbe „Der Deutschen Kunst“, als welches Schillers einst aufrührerisches Stück heute gilt, mit großem Eifer auf Aktualität untersuchen, auseinandernehmen und für uns neu zusammensetzen.

Die beiden Brüder Karl und Franz Moor könnten verschiedener nicht sein. Der Lieblingssohn Karl ist ausgeflogen, um sich die Hörner abzustoßen, während der vernachlässigte Franz im väterlichen Schloss zurückbleibt. Als Karl zum Vater und zu seiner Verlobten Amalia zurückkehren möchte, sieht Franz seine Chance: Dank einer Intrige lässt er den Vater glauben, Karl habe sich von ihm abgewandt und den Bruder, er sei aus dem väterlichen Schloss verbannt. Die vermeintliche Zurückweisung des Vaters stürzt Karl in eine tiefe Krise und als seine Freunde, eine rauflustige Horde junger Männer, eine Räuberbande gründen wollen, bietet er sich kurzerhand als Anführer an.

Beide Brüder lehnen die Herrschaftsverhältnisse, die sie vorfinden – einerseits im väterlichen Schloss, andererseits in einer unmoralischen Gesellschaft – entschieden ab. Schillers Drama hat mit diesen aufrührerischen, kritischen Figuren Ende des 18. Jahrhunderts nicht nur Theatersäle in Erregung versetzt. Doch hat der 250 Jahre alte Klassiker heute einen Teil seiner Sprengkraft verloren.

In Cottbus legen fünf Spieler und Spielerinnen Schillers Ideen frei und machen sie für uns heute begreifbar, in dem sie seine Figuren mit großer Ernsthaftigkeit spielen, um sie dann punktuell lustvoll hinterfragen oder mit gegenwärtigen Texten anreichern zu können. Mit großer Spielfreude wird um den Freiheitsbegriff in einer (neo-)liberalen Welt, um Fragen nach nationaler Identität und Gleichberechtigung gerungen. Was sind eigentlich Amalias – gespielt von Johannes Scheidweiler – Sehnsüchte und Gedanken zu all diesen großen Themen und zu der Schillerschen rebellischen (männlichen) Energie, die vor allem Franz (Sophie Bock) und Karl (Sigrun Fischer) aufbringen? Und wer sind heutzutage denn überhaupt die eigentlichen Räuber?

Es wird gesungen und skandiert, gestritten und gefeiert, gestürmt und gedrängt – und ganz nebenbei die „Deutsche Kunst“ durcheinandergebracht.

PREMIERE Samstag, 16. September 2023, 19.30 Uhr, Großes Haus

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