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Nach dem Epochenroman von Lew Tolstoi
In einer Fassung von Milena Michalek
Mit dem Schauspiel des Staatstheater Cottbus bringt Regisseurin Milena Michalek die Inszenierung „Anna Karenina“ nach dem Epochenroman von Lew Tolstoi in eigener Fassung im Großen Haus auf die Bühne.
In den letzten 1,5 Jahren hat sich das Team um Milena Michalek mit Bühnenbildnerin Charlotte Pistorius, Kostümbildnerin Tutia Schaad und Dramaturgin Franziska Benack dafür ausgiebig mit Tolstois 1000-Seiter beschäftigt. Anna Karenina gehört zu den bekanntesten Romanfiguren aller Zeiten. Ausgehend von der These, dass Anna Karenina auch eine Geschichte über eine Frau ist, die ihre sozialen Orte verliert, ist bei der Recherche in Cottbus die Idee zum Bühnenbild entstanden. In der 2007 abgerissenen Cottbuser Mokka-Milch-Bar „Sternchen“ fand das Team einen vergangenen Sehnsuchtsort, an dem sozialer Austausch sowohl privat als auch öffentlich stattfand und der Raum für Wünsche, Träume und Sehnsüchte sein konnte. Als Zitat dafür ist eine Zacke des „Sternchens“ zum Bühnenbild für „Anna Karenina“ geworden, eine Übersetzung für die russische Salonkultur, die Theater, die Bälle, von denen Anna aufgrund ihrer Liebe immer mehr ausgeschlossen wird.
In einem überzeitlichen Zugriff destilliert Milena Michalek aus Tolstois ausuferndem Werk eine Geschichte über den Widerspruch zwischen persönlicher Glückssuche und sozialer Verantwortung heraus, über die Vergänglichkeit von Liebe, die Diskrepanz zwischen Wünschen und Realität und über das Leben, das sich irgendwo dazwischen abspielt. Durch diesen Zugriff auf den Stoff schichtet sich hier Geschichte. Milena Michalek legt damit die Absurditäten überholter Strukturen dar und zeigt zugleich die Zeitlosigkeit menschlichen Verlangens nach Liebe und Unabhängigkeit.
Die Fassung für das Staatstheater Cottbus rückt alle Hauptfiguren in den Fokus. Das tragische Schicksal Anna Kareninas, die sich nach der Absolutheit der Liebe sehnt und am Ende, an ihren Ansprüchen zerbrochen, im berühmten Selbstmord endet, ist das traurigste der sieben Figuren. Was ist es, das an diesem Freundeskreis heute noch zeitgenössisch ist, vielleicht sogar überzeitlich? Irgendwo zwischen den russischen Salons des 19. Jahrhunderts und den Wohn- und Schlafzimmern findet damals wie heute Leben statt. Viele der sozialen Bedingungen mögen sich geändert haben, die Denk- und Freiräume, die Wunschträume und Sehnsüchte der Charaktere scheinen dennoch zeitlos.
Es spielen: Manolo Bertling, Sarah Gailer, Gunnar Golkowski, Charlotte Müller, Ariadne Pabst, Johannes Scheidweiler, Susann Thiede
Premiere: Samstag, 25. Februar 2023, 19.30 Uhr, Großes Haus