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DER GROSSE GATSBY

Ein musikalischer Abend nach dem Roman von F. Scott Fitzgerald
In einer Bühnenfassung von Philipp Rosendahl

Mit dem musikalischen Abend „Der große Gatsby“ zeigt Co-Schauspieldirektor und Hausregisseur Philipp Rosendahl – nach „Romeo und Julia“ – seine zweite Cottbuser Inszenierung. Dabei dient der gleichnamige Roman von F. Scott Fitzgerald über die Ambivalenz der schillernden 1920er-Jahre als Stichwortgeber, um über die Leere des Geldes, das Zerplatzen großer Träume sowie von in Ruhm und Partys ertränkten Ängsten zu erzählen.

Die aktuell bestehende Faszination für die „Goldenen Zwanziger“ spiegelt sich dabei auch in der Inszenierung wider. Es geht um die zeitlose Sehnsucht nach durchtanzten Nächten, klirrenden Gläsern und kollektivem Rausch sowie die Suche nach wahrhaftigem Glück, Freude und Schönheit in Zeiten, die zwar beängstigend unsicher, aber dadurch auch reizvoll beweglich zu sein scheinen.

In Rosendahls Fassung wird die Sprache der Protagonist*innen mit poetischem Material ergänzt. Durch Gedichte aus der Feder des zeitgenössischen Lyrikers Ocean Vuong, aber auch von Rosendahl selbst, wird der Stoff um die Ebene der unaussprechlichen Sehnsüchte und unterbewussten Begierden und Ängste erweitert.

Der Musiker Thorsten Drücker fungiert live auf der Bühne als Ein-Mann-Band. Auf Schlagwerk, Saiten- und Tasteninstrumenten gestaltet er zusammen mit dem singenden Schauspielensemble die musikalische Welt für die Inszenierung. Akustisch bewegt sich „Der große Gatsby“ dabei zwischen der Musik der 1920er-Jahre, zeitgenössischem Pop, Schlagerhits und den Evergreens der 80er und 90er – eine gezielte Zusammenstellung von Musik, die die theatrale Stärke besitzt, Erinnerungen und Geschichten wachzurufen sowie Emotionen und die so ersehnten kollektiven Stimmungen zu erzeugen.

Die Ausstattung von Philipp Basener nimmt die Goldenen Zwanziger zum Anlass, sowohl die Erwartungshaltung an den Glamour, Glitzer und Reichtum des Jahrzehnts zu bedienen, als auch tiefer zu schauen: in das Verdrängte, Kaputte, Unschöne, Fehlerhafte und Überlagerte dieser Zeit des Aufschwungs kurz vor dem nächsten Fall.

Dafür ist die Spielstätte des Abends, die Theaterscheune Ströbitz, geradezu der perfekte Ort: Trägt sie architektonisch noch die Erinnerungen an glanzvolle Abende und die Atmosphäre eines glamourösen Ballsaals in sich, scheint auch hier das Vergehen der Jahrzehnte, die Bedrohung des Zerfalls und die Kälte sozialer Abgeschiedenheit permanent unter der schönen Oberfläche hindurch.

Mit originalgetreuen Cocktails für das Publikum und Paillettenkleidern sowie schwingenden Hüften und gut geölten Stimmen stellen Regieteam und Ensemble einen Abend auf die Bühne, der zart hinterfragt, was unter der Oberfläche gärt und trotzdem den Glamour und die Eleganz der 1920erJahre nach Ströbitz holt.

Premiere: Samstag, 7. Januar 2023, 19.30 Uhr, Theaterscheune Ströbitz

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