Sehring (1855-1941) wuchs in Dessau auf, studierte in Braunschweig und an der Berliner Bauakademie, verbrachte zwei Jahre in Rom und Italien und baute unter anderem sechs Theater, von denen noch drei erhalten sind: das Theater des Westens (1895/96) in Berlin, das Stadttheater (1901/02) in Bielefeld und das Theater in Cottbus.
Sehring gehörte zu den Architekten, die man fragte, wenn man etwas Besonderes bauen wollte. 1905 beschloss der Magistrat in Cottbus den Bau eines Theaters am Viehmarkt, den er flugs in Schillerplatz umbenannte. Die Bausumme setzte man mit maximal 800.000 Mark fest. Natürlich wurde das Budget nicht eingehalten, weitere 109.000 Mark mussten bewilligt werden.
Daraufhin wuchs der Bau planmäßig in die Höhe und konnte am 1. Oktober 1908 eingeweiht werden. Bald darauf merkte man, dass die Räume um die Bühne herum viel zu knapp bemessen waren. Man erteilte Sehring 1910 den Auftrag, hinter der Bühne ein quer liegendes Funktionsgebäude zu errichten, das er durch einen zweigeschossigen Verbindungsbau (1986 aufgestockt) mit dem Theater verband. Kostenpunkt: 120.000 Mark. So kostete das ganze Theater letztendlich nicht 800.000, sondern über 1 Million Mark - der Preis der Genialität.